Hilfe bei Depression: Wenn Ärzte schaden anstatt helfen
- Vera Hillmann
- 28. Mai 2024
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 11. Sept. 2024

Fehlende Menschlichkeit in der Psychischen Grundversorgung: Ein Erfahrungsbericht
Abgesehen von den bekannten Herausforderungen wie langen Wartezeiten für Therapie und bürokratischen Hürden, gibt es für Menschen mit psychischen Erkrankungen eine noch viel größere Belastung: die Begegnung mit unsensiblen und emotional inkompetenten Behandelnden.
Ich spreche hier nicht von der Suche nach dem perfekten Therapeuten. Sondern von denjenigen, die eigentlich dazu ausgebildet sind, zu helfen: Ärzte, Psychiater, Psychologen. Erst kürzlich hatte ich selbst eine Erfahrung, die mich tief erschüttert - aber leider nicht überrascht - hat.
Ich musste meinen bisherigen Therapieplatz aufgeben, da ich die maximale Stundenanzahl, die von der Krankenkasse übernommen werden, bei meinem Therapeuten aufgebraucht hatte. Die einzige Möglichkeit, weiterhin therapeutische Hilfe zu bekommen, war ein sogenannter Verfahrenswechsel.
Wie schon vor einigen Jahren suchte ich in bekannten Portalen wie https://www.therapie.de/psyche/info/ und schrieb zahllose Emails, um einen Therapieplatz bei Therapeut*innen mit Kassensitz anzufragen. Ich hatte Glück und erhielt tatsächlich eine positive Rückmeldung von einer Psychiaterin, die noch offenen Therapieplätze zur Verfügung hatte. Also vereinbarten wir ein Erstgespräch, das 6 Wochen später stattfinden sollte.
Auf dem Weg zum Erstgespräch war ich voller Hoffnung und Erwartung. Doch was dann folgte, war ein Gespräch, das mich emotional zutiefst bestürzte: Die Ärztin arbeitete ungeduldig einen standardisierten Fragebogen ab, anstatt mich als Mensch zu sehen und auf meine Situation einzugehen. Sie unterbrach mich immer wieder in meinen Antworten auf ihre Fragen. Ich hatte den Eindruck, 'falsche' Antworten zu geben, denn die Psychiaterin beschwichtigte mein Erleben mit Depression und vermittelte den Eindruck, dass meine Probleme nicht ernst genommen werden müssen.
Zum anderen wiederholte sie mehrmals, dass mich kein Therapeut annehmen würde aufgrund des administrativen Aufwands eines Verfahrenswechsels. Ihr Vorschlag war, dass ich es daher gar nicht erst versuchen sollte. Nach 50 Minuten war ich am Ende meiner Kräfte und erfüllt von Wut, Schock und Entsetzen. Es war seit langem das unangenehmste und herabwürdigendste Gespräch, das ich erfahren hatte.
"Du bist es nicht wert, dass man dir hilft" – dies war die Botschaft, die ich aus diesem Gespräch mitnahm. Sie untermauerte ihre Aussagen damit, dass sie Gutachterin für Krankenkassen sei und ich aufgrund bürokratischer Hürden ohnehin keine Therapie bekommen würde. Dies löste bei mir eine massive Panikattacke aus. Und das, obwohl ich seit über einem Jahr psychisch stabil bin und es mir gut geht.
Diese Erfahrung hat mich tief getroffen und mich daran erinnert, wie wichtig es ist, auf eine menschliche und respektvolle Behandlung zu bestehen. Betroffene psychischer Erkrankungen verdienen es, ernst genommen und mit Empathie behandelt zu werden.
Warum ist das so wichtig?
Aus meinem jahrelangen mit Menschen, die ebenfalls mit psychischen Erkrankungen leben, weiß ich, dass diese Erfahrungen kein Einzelfall ist. Viele Menschen berichten von ähnlichen Erlebnissen, die sie in ihrer Genesung zurückwerfen:
Schadenspotenzial: Solche Erfahrungen können zu einem Vertrauensverlust in das Gesundheitssystem führen und Betroffene dazu bringen, sich aus der Behandlung zurückzuziehen.
Verstärkung von Stigmatisierung: Negative Erfahrungen bei medizinischen Fachkräften können das Stigma psychischer Erkrankungen verstärken und Betroffene isolieren.
Verzögerung der Genesung: Eine schlechte Behandlung kann den Heilungsprozess verzögern und zu einem chronischen Verlauf der Erkrankung führen.
Eine gute psychische Versorgung ist ein Grundrecht. Jedoch ist das Gesundheitssystem vollkommen überlastet und zudem wird es Betroffenen bürokratisch fast unmöglich gemacht, zeitnah psychische Unterstützung zu bekommen. Abgesehen von der Versorgungssituation will ich aber einfach nur menschlich behandelt werden. Mit einem Mindestmaß an Respekt, Empathie und Mitgefühl.
Was können wir tun?
Offen über Erfahrungen sprechen: Indem wir über unsere Erlebnisse sprechen, tragen wir dazu bei, das Bewusstsein für dieses Problem zu schärfen.
Auf eine gute Behandlung bestehen: Wir haben das Recht auf eine respektvolle und professionelle Behandlung. Scheuen Sie sich nicht, den Arzt oder Therapeuten anzusprechen, wenn Sie sich unwohl fühlen.
Nach Alternativen suchen: Coaching kann eine sinnvolle Ergänzung sein, um die Lücken zu schließen, die in der traditionellen Versorgung oft bestehen.
Wichtig: Coaching ersetzt keine Therapie. Bei schweren psychischen Erkrankungen ist eine professionelle psychotherapeutische Behandlung unerlässlich. Coaching kann jedoch eine wertvolle Ergänzung sein und dabei helfen, die Lebensqualität im Umgang mit psychischen Erkrankungen wie Depression oder Burnout zu verbessern.
Deine Vera
Vera Hillmann
Mental Health Coach & Yoga Lehrerin
'Erschaffe Einklang in dir - denn mentale Gesundheit und beruflicher Erfolg dürfen kein Widerspruch sein!'
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