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Wenn du heilen willst, lerne milde mit dir zu sein: Ein Erfahrungsbericht zur Selbstheilung bei Depression

Aktualisiert: 6. Jan.



Stell dir vor, ein geliebtes Familienmitglied wäre schwer erkrankt. Würdest du die für ihre Krankheit verantwortlich machen oder verurteilen? Wohl kaum. Und doch tun wir das oft uns selbst gegenüber, wenn es um unsere psychische Gesundheit geht. Ich weiß, wovon ich spreche. Als ich selbst in den Tiefen einer Depression versank, fühlte ich mich wie eine Versagerin. Ich schämte mich für meine Krankheit, entwickelte eine abwertende Haltung mir selbst gegenüber und entwickelte Hass gegenüber meiner Erkrankung. Ich war nicht stark genug gewesen, um in der Welt 'normal' funktionieren zu können und ich war zu schwach, um allein wieder gesund zu werden. Diese Selbstverachtung war eine schwere Last, die mich noch tiefer in die Krankheit stürzte.


Diese Gedanken und Gefühle kenne ich auch gut aus meiner Arbeit als Coachin für mentale Gesundheit. Viele Menschen befinden sich in einem Zustand von ständiger Selbstkritik, Scham und innerer Verurteilung. Dies mündet in einem endlosen inneren Kampf, der extrem zermürbend und ermüdet ist, weil wir ihn nicht gewinnen können. Alle Kraft und Anstrengung fließt in den Widerstand gegen das psychische Leiden.


Die Wahrheit ist allerdings, dass genau dieser innere Widerstand es umso schwerer macht, Selbstheilung zu erfahren. Erst als ich begann, mir selbst mit Milde zu begegnen, konnte ich die ersten Schritte auf dem Weg zur Heilung machen. In diesem Artikel erkläre ich, was Milde bedeutet und wie unerlässlich sie ist zur Unterstützung und Heilmittel für deine mentale Gesundheit.



Was bedetuet Milde im Unterschied zu Nachsicht?


Milde bedeutet, dass man bereit ist, Fehler zu verzeihen, Schwächen zu akzeptieren und anderen gegenüber Verständnis zu zeigen.

  • Merkmale:

    • Sanftmut: Milde ist das Gegenteil von Härte oder Grausamkeit.

    • Vergebungsbereitschaft: Milde Menschen sind eher bereit, anderen ihre Fehler zu vergeben.

    • Geduld: Sie haben Geduld mit den Schwächen anderer.

    • Toleranz: Milde Menschen akzeptieren unterschiedliche Meinungen und Lebensweisen.


Nachsicht bedeutet, dass man bereit ist, etwas zu tolerieren oder zu übersehen, was man eigentlich nicht gutheißt. Es ist eine Form der Duldung, die oft mit einer gewissen Zurückhaltung verbunden ist.

  • Merkmale:

    • Akzeptanz: Nachsicht bedeutet, dass man etwas akzeptiert oder hinnimmt, obwohl man es nicht unbedingt billigt.

    • Duldung: Man erträgt eine Situation, ohne aktiv dagegen anzugehen.

    • Zurückhaltung: Nachsicht ist oft mit einer gewissen Distanz verbunden.


Unterschiede

  • Fokus:

    • Milde und Güte können sehr intensiv sein und zu aktivem Handeln führen.

    • Nachsicht ist oft eher passiv und erfordert weniger emotionale Beteiligung.

  • Motivation:

    • Milde ist oft von einem inneren Bedürfnis nach Güte und Gerechtigkeit motiviert.

    • Nachsicht kann aus verschiedenen Gründen entstehen, z.B. aus Müdigkeit, Resignation oder einem Wunsch nach Frieden.


Im Gegensatz zu Nachsicht ist Milde oder liebende Güte eine aktive Veränderung des eigenen Erlebens. Dies erlaubt dir, Abschied von dem ständigen Kampf gegen dich selbst und deine Gefühle zu nehmen. Du lernst, deine Gedanken und Emotionen nicht einfach da sein zu lassen, sondern sie liebevoll anzunehmen. Dadurch kommst du vom passiven Widerstand und steigst bewusst aus den inneren Kampf gegen dich selbst aus. Aus dieser inneren Haltung heraus, öffnest du der Raum für deine Selbstheilung.


Milde als Heilmittel: Ein Blick auf die psychische Gesundheit

Milde, oft übersetzt als Güte, Nachsicht oder Sanftmut, ist mehr als nur eine angenehme Eigenschaft. Sie kann eine transformative Kraft sein, insbesondere für Menschen, die mit psychischen Erkrankungen kämpfen.


Warum ist Milde so hilfreich?

  1. Selbstmitgefühl: Menschen mit psychischen Erkrankungen neigen oft dazu, sich selbst hart zu beurteilen. Milde gegenüber sich selbst kann diesen Kreislauf durchbrechen und zu einem positiveren Selbstbild führen.

  2. Stressreduktion: Eine milde Haltung reduziert Stress, da sie das Bedürfnis nach Perfektionismus und ständiger Leistungsbereitschaft mindert. Chronischer Stress ist ein bekannter Risikofaktor für psychische Erkrankungen.

  3. Soziale Beziehungen: Milde fördert einfühlsames Verhalten gegenüber anderen und verbessert soziale Beziehungen. Starke soziale Netzwerke sind ein wichtiger Schutzfaktor für die psychische Gesundheit.

  4. Resilienz: Milde hilft, Rückschläge besser zu verkraften und fördert eine positive Grundhaltung.

  5. Angstreduktion: Eine milde Haltung kann Angstzustände reduzieren, da sie das Gefühl der Kontrolle abgibt und Akzeptanz fördert.


Wie wirkt sich Milde konkret aus?

  • Körperliche Ebene: Milde kann zu einer Entspannung der Muskulatur führen und das Immunsystem stärken.

  • Emotionale Ebene: Milde hilft dabei, negative Emotionen wie Schuldgefühle, Scham und Ärger zu reduzieren und positive Emotionen wie Freude und Zufriedenheit zu fördern.

  • Kognitive Ebene: Eine milde Haltung kann dazu beitragen, negative Gedankenmuster zu durchbrechen und eine positivere Perspektive zu entwickeln.


Wenn der eisige Wind der Selbstkritik weht, ist Milde ist wie ein warmer Mantel, der Schutz bietet. 'Milde walten zu lassen' ist ein aktiver Akt der Selbstliebe, eine sanfte Anerkennung meiner Verletzlichkeit und ein bewusstes Loslassen von Selbstkritik. In meiner dunkelsten Stunde war es diese Milde, die mir erlaubte, meine eigenen Schmerzen zu sehen, ohne mich dafür zu verurteilen.

Milde hat meine Perspektive auf mein Leben mit Depression grundlegend verändert. Anstatt mich für meine Schwächen zu verurteilen, habe ich gelernt, sie als Teil meiner Menschlichkeit zu akzeptieren. Milde bedeutet für mich, mit meiner Krankheit so umzugehen, wie ich mit einer guter Freundin umgehen würde – mit Verständnis, Geduld und Annahme.


Wie du Milde erlernst dein Leben veränderst

Die Antwort auf die Frage, ob man Mild lernen kann, ist ganz klar: ja. Milde, Güte und Vergebung sind erstens eine innere Haltung sich selbst gegenüber und zu jeder Zeit lernbar. Ein Beispiel zum Erlernen von Güte ist mir im Buddhismus und damit verbundenen Meditationskursen begegnet: die Metta Meditation zu liebender Güte


Metta ist ein Pali-Wort und wird oft als liebevolle Güte, Freundlichkeit oder mitfühlende Liebe übersetzt. Die Metta-Meditation ist eine buddhistische Praxis, die darauf abzielt, positive Gefühle wie Liebe, Freundlichkeit und Mitgefühl zu kultivieren – sowohl gegenüber sich selbst als auch gegenüber anderen Wesen.


Das Grundprinzip der Metta-Meditation besteht darin, sich auf bestimmte Phrasen oder Sätze zu konzentrieren, die positive Wünsche und Gefühle ausdrücken. Diese Phrasen werden mental wiederholt und richten sich zunächst auf sich selbst, dann auf geliebte Personen, neutrale Personen und schließlich auf Personen, denen man Schwierigkeiten bereitet.


Ablauf einer Metta-Meditation

  1. Entspannung: Suche dir einen ruhigen Platz und setze dich bequem hin. Schließe deine Augen und atme tief ein und aus.

  2. Fokus auf sich selbst: Wiederhole mental Sätze wie: "Möge ich glücklich sein. Möge ich sicher sein. Möge ich gesund sein. Möge ich frei von Leiden sein."

  3. Ausdehnung auf geliebte Personen: Richte deine Aufmerksamkeit auf Personen, die du liebst, und wiederhole die positiven Wünsche für sie.

  4. Neutrale Personen: Erweitere den Kreis deiner guten Wünsche auf Personen, die dir neutral gegenüberstehen.

  5. Schwierige Personen: Zum Schluss richte deine Aufmerksamkeit auf Personen, mit denen du Schwierigkeiten hast, und sende ihnen ebenfalls liebevolle Wünsche.


Wie die Metta-Meditation bei Depression und Burnout wirkt

Die Metta-Meditation hat sich als vielversprechende Methode erwiesen, um Menschen mit psychischen Erkrankungen zu unterstützen. Hier sind einige Gründe, warum sie so hilfreich sein kann:

  • Reduktion von Negativität: Durch die wiederholte Fokussierung auf positive Gefühle und Wünsche wird das Gehirn quasi umtrainiert, negative Gedankenmuster zu durchbrechen. Dies kann bei Depressionen und Angststörungen sehr hilfreich sein, da diese oft von negativen Gedankenspiralen geprägt sind.

  • Steigerung des Selbstwertgefühls: Die Metta-Meditation fördert ein liebevolles und mitfühlendes Verhältnis zu sich selbst. Dies kann das Selbstwertgefühl stärken und Selbstkritik reduzieren, was bei Erkrankungen wie Depressionen oder Essstörungen von großer Bedeutung ist.

  • Verbesserung der sozialen Beziehungen: Durch die Kultivierung von Mitgefühl und Verständnis für andere Menschen können soziale Ängste abgebaut und Beziehungen verbessert werden. Dies ist besonders wichtig für Menschen mit sozialen Phobien oder anderen sozialen Schwierigkeiten.

  • Stressreduktion: Die regelmäßige Praxis der Metta-Meditation führt zu einer Entspannung des Nervensystems und kann so Stress reduzieren. Chronischer Stress ist ein Risikofaktor für viele psychische Erkrankungen.

  • Förderung von Resilienz: Durch die Stärkung positiver Emotionen und die Entwicklung von Bewältigungsstrategien trägt die Metta-Meditation dazu bei, die Resilienz zu erhöhen. Resiliente Menschen sind besser in der Lage, mit schwierigen Situationen umzugehen und sich von Rückschlägen zu erholen.


Wie wirkt Metta-Meditation auf das Gehirn?

Neurowissenschaftliche Studien deuten darauf hin, dass die Metta-Meditation Veränderungen im Gehirn bewirken kann:

  • Aktivierung von Belohnungszentren: Die Fokussierung auf positive Gefühle aktiviert dieselben Bereiche im Gehirn wie positive Erlebnisse, was zu einem Gefühl von Glück und Zufriedenheit führt.

  • Verstärkung von Verbindungen zwischen Gehirnregionen: Die regelmäßige Praxis der Metta-Meditation kann die Verbindungen zwischen verschiedenen Gehirnregionen stärken, die für Emotionen, soziale Kognition und Selbstbewusstsein wichtig sind.

  • Reduktion von Amygdala-Aktivität: Die Amygdala ist eine Gehirnregion, die für die Verarbeitung von Angst und negativen Emotionen zuständig ist. Die Metta-Meditation kann die Aktivität der Amygdala reduzieren und so Angstsymptome lindern.


Fazit

Milde stellt einen transformativen Schlüssel dar, der Türen zu einem erfüllteren Leben öffnet, insbesondere für Menschen, die mit den Herausforderungen psychischer Erkrankungen konfrontiert sind. Sie ist mehr als nur eine angenehme Eigenschaft – sie ist eine Haltung, die tiefgreifende Auswirkungen auf unser Wohlbefinden hat. Milde ist keine passive Resignation, sondern eine aktive Entscheidung für ein Leben in Verbindung mit sich selbst und anderen. Sie ist ein Weg, um aus der inneren Isolation zu treten, die bei Burnout und Depression oft präsent ist, und eine neue Selbsterfahrung zu erleben, die von Mitgefühl und Verständnis geprägt ist.



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Vera Hillmann

Mental Health Coach & Yoga Lehrerin

'Erschaffe Einklang in dir - denn mentale Gesundheit und eine erfolgreiche Karriere dürfen kein Widerspruch sein!'




 
 
 

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