Die Falle der perfekten Entscheidung: Warum wir uns trotz der richtigen Wahl unsicher fühlen
- Vera Hillmann
- 20. Okt. 2024
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 26. Okt. 2024

Ob beruflich oder privat, Entscheidungen treffen ist oft mit einem emotionalen Achterbahnfahrt verbunden. Nach getroffener Wahl stellt sich oft ein Gefühlschaos ein: Erleichterung mischt sich mit Zweifel, Zufriedenheit mit Angst. Du fragst dich, ob du wirklich die richtige Wahl getroffen hast. Du sehnst dich nach Klarheit und Gewissheit, doch oft bleibt ein Rest an Unsicherheit zurück. In diesem Artikel geht es darum, warum es uns so schwer fällt, sich für eine Option zu entscheiden und, wie wir mit den widersprüchlichen Gefühlen umgehen können.
Gefangen im Entscheidungswirrwarr: Ein neuer Job oder doch nicht?
Stell dir vor: Nach Jahren harter Arbeit hast du dich in deinem Job verausgabt und einen Burnout erlitten. Jetzt, wo es dir wieder besser geht, taucht eine neue Möglichkeit auf: ein attraktives Jobangebot. Doch dein aktueller Arbeitgeber möchte dich unbedingt halten und unterbreitet dir ein verlockendes Gegenangebot. Ein innerer Konflikt entsteht und wirft viele Fragen auf: Ist dieser Schritt der richtige, um beruflich weiterzukommen? Oder solltest du lieber bei deinem aktuellen Arbeitgeber bleiben und die Sicherheit nach deinem Arbeitsausfall genießen? Mehr Gehalt, bekannte Kollegen – aber ist das wirklich das, was du brauchst? Wie entscheidest du dich zwischen der Sicherheit des Bekannten und dem Sprung ins Unbekannte?
Der Druck der Entscheidung: Zwischen äußeren Erwartungen und innerer Stimme
Die Uhr tickt, der Druck steigt: Innerhalb einer Woche musst du dich entscheiden. Währenddessen prasseln von außen oft noch Kommentare, Erwartungen und gut gemeinte Ratschläge auf dich ein. 'Das ist doch klar!', 'Warum zögerst du so lange?', ‚Entscheide dich doch endlich!‘, hörst du von Freunden und eingeweihten Teammitgliedern dann. Doch dieser Druck verstärkt nur deine innere Zerrissenheit. Anstatt dir zu helfen, fühlst du dich oft noch mehr allein gelassen. Was du wirklich brauchst, ist ein offenes Ohr und jemand, der dich wertfrei bei deiner Entscheidungsfindung begleitet. Durch den steigenden Druck fühlst dich getrieben, eine schnelle Entscheidung zu treffen. Dabei vergisst du oft, dass eine gute Entscheidung Zeit braucht. Sich zu einer Entscheidung drängen zu lassen, bringt oft wenig und hat oft sogar den gegenteiligen Effekt: Du fühlst dich wie ein Reh im Scheinwerferlicht, das nicht weiß, in welche Richtung es laufen soll. Denn am Ende bist du die einzige Person, die mit den Konsequenzen leben muss.
Kluge Entscheidungsfindung: Warum Fakten alleine nicht reichen
Stell dir vor, du stehst vor einem riesigen Puzzle. Jedes Puzzleteil steht für einen Aspekt deiner Entscheidung – ein Vorteil, ein Nachteil, eine Befürchtung, eine Hoffnung. Du versuchst fieberhaft, alle Teile zusammenzusetzen, um das Gesamtbild zu erkennen. Doch irgendwie passen sie einfach nicht so richtig zusammen. Du hast eine Liste mit Pros und Contras mit allen relevanten Informationen und Fakten beisammen: die Vorzüge des neuen Jobs, die Sicherheit des alten, die möglichen Risiken. Du hast gerechnet, gewogen und gemessen. Warum fällt es uns so schwer, uns festzulegen, auch wenn wir alle Fakten kennen?
Wenn du dich trotz Klarheit im Kopf nicht entscheiden kannst oder es dir sehr schwer fällt, hast du wahrscheinlich nur die rationalen Aspekte betrachtet, aber nicht die emotionalen. Wir können noch so gute Gründe auf dem Papier haben, aber letztendlich müssen wir auch ein gutes Bauchgefühl bei einer wichtigen Entscheidung haben. Dies ist umso wichtiger, wenn diese Entscheidung potenziell Einfluss auf deine mentale Gesundheit hat.
Der Trugschluss von: Einen kühlen Kopf bewahren
Entscheidungen sind mehr als nur eine logische Abwägung. Sie berühren unsere Emotionen, unsere Werte und unsere tiefsten Wünsche, Bedürfnisse und Ängste. Auch wenn wir noch so viele Pros und Contras auflisten, bleibt oft ein Gefühl der Unsicherheit. Das liegt daran, dass jede Entscheidung mit Konsequenzen verbunden ist, die wir emotional bewerten. Um die für dich beste Wahl zu treffen, ist es wichtig, sowohl deine rationalen Überlegungen als auch deine Gefühle zu berücksichtigen. Es scheint, als ob die Vernunft und Gefühle im Gegensatz zueinander stehen, wenn es um wichtige Entscheidungen geht. Doch die besten Entscheidungen triffst du, wenn du beides in Einklang bringst. Nur so kannst du eine Entscheidung treffen, die dich wirklich glücklich und erfolgreich macht und langfristig deine mentale Gesundheit fördert.
Die Angst vor der falschen Entscheidung kann lähmend wirken. Wir malen uns oft das schlimmste Szenario aus und übersehen dabei die Chancen, die eine neue Entscheidung mit sich bringen kann. Diese sogenannte Katastrophisierung ist eine typische kognitive Verzerrung, die uns daran hindert, klar zu denken. Die Lösung ist nicht, diese Angst zu ignorieren oder zu unterdrücken. Sondern die eigene Resilienz zu stärken, um der Angst achtsam zu begegnen.
Mache einen kurzen Self-Check und stelle dir diese Fragen:
Wie oft hast du die rational „richtige“ Entscheidung getroffen, zu der dir alle geraten haben, aber du dich Elends gefühlt hast?
Wie oft hast du auf dein Bauchgefühl gehört, und danach gedacht, du hättest vernünftiger handeln sollen?
Welche Werte sind dir wirklich wichtig, an denen du dich bei Entscheidungen orientieren möchtest?
Was ist deine größte Angst, wenn es um eine berufliche Entscheidung geht?
Die Lösung: Arbeit mit Inneren Anteilen
Eine sehr wirkungsvolle Methode aus dem Coaching, die sehr bei einer leichtern Entscheidungsfindung unterstützt, ist die Arbeit mit inneren Anteilen. Sie ist wie ein Kompass, der dir den Weg zu klaren Entscheidungen weist und den Prozess der Entscheidungsfindung leichter macht. Durch diese Methode kannst du festgefahrene Muster durchbrechen und neue Perspektiven gewinnen. Indem du die verschiedenen Aspekte deiner Persönlichkeit – deine Wünsche, Ängste, Werte – in den Blick nimmst, erhältst du ein umfassenderes Bild der Situation. Dadurch erhöhst du die Wahrscheinlichkeit, eine Wahl zu treffen, die sowohl unseren Kopf als auch deine Gefühle zufriedenstellt und in Einklang bringt.
Zudem ermöglicht dir die Arbeit mit deinen Innern Anteilen ermöglicht es dir, mehr Selbstmitgefühl zu entwickeln und aus der Entscheidungsstarre heraus zu kommen. Durch den Kontakt zu den unterschiedlichen Anteilen in dir, wie z.B. innere*n Kritiker*in oder Beschützer*in, gewinnst du wertvolle Einblicke. Du verstehst mehr und mehr, warum es dir so schwer fällt, eine Entscheidung zu treffen.
Langfristig ist Selbstmitgefühl ist ein wichtiger Baustein für Resilienz. Indem du dich selbst in herausfordernden Situationen unterstützen, stärkst du deine Fähigkeit, mit schweren Entscheidungen und deren Konsequenzen umzugehen. Diese innere Stärke ermöglicht es uns, Entscheidungen zu treffen, die unserem langfristigen Wohlbefinden dienen, ohne uns von Angst oder Selbstzweifeln lähmen zu lassen. Entscheidungen sind oft mit Unsicherheit verbunden. Selbstmitgefühl hilft uns, diese Unsicherheit auszuhalten, ohne uns selbst dafür zu verurteilen. Stattdessen können wir uns daran erinnern, dass es normal ist, sich manchmal unsicher zu fühlen, und dass es okay ist, Fehler zu machen. Durch Selbstmitgefühl können wir Entscheidungen aus einer Haltung der Selbstakzeptanz treffen, anstatt uns von der Angst vor Fehlern leiten zu lassen.
Self Coaching Tipp: Erschaffe Einklang zwischen Verstand und Bauchgefühl
Lege eine Liste mit Vor-und Nachteilen für eine anstehende Entscheidung an.
Schreibe hinter jeden Punkt ein Gefühl, dass du mit diesem Vor- oder Nachteil verbindest. Zum Beispiel ‚Alter Job: Potenzieller Burnout Rückfall - Angst‘ und ‚Neuer Job: Interessante Aufgaben - Aufregung‘
Lies dir dann die Liste nochmals durch und versuche, die Gefühle bewertungsfrei zu erleben.
Frage dich, wie sich eine gute Entscheidung für dich anfühlen soll, z.B. freudig, aufregend, bestärkend.
Gleiche deine Liste mit deinem Wunschgefühl ab. Reflektiere darüber, welche Vor-oder Nachteile dich deinem Wunschgefühl am nächsten bringen.
Wenn du dir weitere Tipps zum Thema berufliche Entwicklung in Einklang mit deiner mentalen Gesundheit wünscht, komm gerne in meine Community und melde dich für den Newsletter an.
Vera Hillmann
Mental Health Coach & Yoga Lehrerin
'Erschaffe Einklang in dir - denn mentale Gesundheit und eine erfolgreiche Karriere dürfen kein Widerspruch sein!'
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